Samstag, 19. Juli 2014

Urlaub

Da der Sommer ja die schönste Jahreszeit zum Reisen ist und ich noch nicht allzu viel vom östlichen Teil Rumäniens gesehen habe, hieß es die restlichen Urlaubstage zusammenkratzen und den Rucksack für eine Woche mit Sommersachen vollstopfen. Am Freitag ging es direkt nach der Arbeit, schließlich musste am Abend noch das Deutschlandspiel gegen Frankreich geguckt werden, mit dem Bus auf nach Sibiu, wo der erste Zwischenstopp getätigt wurde. Am Abend kamen Kathrin, Max und Dorle nach, die lieber getrampt sind. Nach einem noch kurzen Abstecher in eine Kneipe, in der wir noch die anderen Sibiufreiwilligen getroffen haben, ging es dann doch recht früh ins Bett, schließlich war für den Samstag eine lange und anstrengende Reise geplant. Mit den beiden Freiwilligen aus Sibiu, Lydia und Vivi, ging es am nächsten Tag dann nach Bukarest. Im Sinne der WM machten wir aus dem Trampen in drei Zweiergrüppchen gleich eine Art Wettkampf. Für Vivi und mich ging es zwar als erstes los in Sibiu, leider aber nur bis zu dem nächstgrößeren Ort auf der Strecke nach Bukarest, wo wir dann an einer Tankstelle rausgelassen wurden und von dort weiter mussten. Aber lange Warten stand nicht an und noch bevor wir unser Trampschild raushalten konnten, wurden wir auch schon wieder mitgenommen. Diesmal war der Komfort allerdings nicht allzu hoch, denn mit einem anderen Tramper saßen wir dann zu dritt vorne im Fahrerhäuschen, wo eigentlich nur zwei Beifahrer Platz haben. Diesmal wurden wir am Autobahnzulieferer in Pitesti rausgelassen, wo wir wieder nicht viel länger als fünf Minütchen warten mussten, bis wir in einem kanariengelben Neuwagen mitgenommen wurden. Mittlerweile hatten Kathrin und Lydia uns in einem weißen LKW überholt, doch auf der Autobahn durften wir wieder an ihnen vorbeifahren und fleißig winken. Endlich in Bukarest angekommen, mussten wir ernüchtert feststellen, dass wir noch mit zwei Buslinien und der Metro fahren mussten, ehe wir dann bei Josi, die uns für die Nacht Unterkunft gab, ankommen konnten. Und so waren Vivi und ich zwar die ersten in Bukarest, doch am Ende nicht die ersten bei Josi. Am Abend ging es dann noch in die Bukarester Altstadt Fußball schauen, etwas essen und dann noch in den Garten Eden, einem riesigen, komplett grünen Freisitz mit mehreren Bars und leckeren selbstgemachten Limonaden.

 Cause I've been sick and working all week
And I've been doing just fine
You've been tired of watching me
We've got to have a good time, boy
You can take it all these spaces
Never keeping it real
I know exactly how you feel
                                                            - Rita Ora - I Will Never Let You Down
Nach dem kurzen Abstecher in Bukarest sollte es dann früh am nächsten Morgen mit dem Bus nach Tulcea weitergehen, wo man dann mit der Fähre weiter nach Crişan reisen würde. Leider haben wir aber den Bus verpasst und so mussten wir zwei Stunden Zeit totschlagen. Also auf in die nahgelegene Mall - shoppen. Mit einer Einkaufstüte voll mit neuen Klamotten ging es dann endlich los. Aufgrund des verpassten Busses haben wir allerdings die Fähre verpasst, die es scheinbar eh nicht gab, und so musste lässig ein flottes Wassertaxi genommen werden, um zu dem kleinen Dorf zu gelangen. Nachdem wir die Zelte aufgebaut hatten, machten wir noch einen Spaziergang durch das Örtchen mit untergehender Sonne und romantischem Ausblick auf das Donaudelta. Da unsere Unterkunft eine eigene Anlegestelle besaß, konnten wir den Abend gemütlich auf dem Steg ausklingen lassen, ehe es dann zeitig ins Bett ging, weil wir am nächsten Morgen ein weiteres Mal früh aufstehen wollten. Es ging auf einem der Kanale im Delta Kanufahren. Dabei konnten wir diverse Wasservögel, darunter auch Pelikane, sehen. Da die Sonne aber ziemlich auf unsere Köpfe knallte, ging der Ausflug nur bis zum frühen Nachmittag. Der Dienstagmorgen begann wieder recht früh, denn diesmal sollte es kostengünstiger mit der Fähre zurück nach Tulcea gehen und die lief schon um acht Uhr aus.
Genial unterwegs mit unserem eigenen Kapitän.
Jetzt noch Champagner und wir hätten gespürt wie geil sich reich sein anfühlt.
Gemütliches Beisammensein...
mit Sonnenuntergang.
Karibikfeeling im Donaudelta.
Auf geht die große Fahrt in die Wildnis des Donaudeltas.
Mittagspause an einem schattigen Örtchen.
Zurück ging es mit der Fähre.
Auf dem Fährendach.
 Oh I beg you
Can I follow?
Oh I ask you
Why not always?
Be the ocean
Where I unravel,
Be my only,
Be the water where I'm wading.
                                   - Lykke Li - I Follow Rivers
Übersäht von dutzenden Mückenstichen ging es von Tulcea direkt auf nach Constanța. Hier haben wir uns entschieden die Nacht in einem Hostel zu verbringen und so mussten diesmal nicht Zelte aufgebaut, sondern Betten bezogen werden, ehe es die Umgebung erkunden ging. So machten wir uns erstmal auf zu einem kleinen Abstecher an den Strand, ehe es dann auf, das Zentrum der Hafenstadt zu erkunden, ging. Im Nachhinein kann ich kaum sagen, ob mir die Stadt gefallen hat oder nicht. Mit dem Zusammenspiel zwischen alten, zerfallenen Häusern und renovierten Gebäuden hinterlässt die 280.000 Einwohnerstadt einen verwirrenden Eindruck. Es gibt keine touristischen Viertel, aber auch keine untouristischen und so ist das alles etwas seltsam. Bestes Beispiel dafür ist das wohl schönste Gebäude der Stadt. Direkt an der Küste steht ein prachtvolles Gebäude, ein ehemaliges Casino. Doch nun steht es leer und beginnt scheinbar zu zerfallen, obwohl es doch das Aushängeschild der Stadt ist. Und die Prachtstraße, die zum zentralen Platz der Altstadt, dem Piata Ovidius, führt, ist gesäumt von alten verlassenen Häusern, um den Platz jedoch herum ist alles feinsäuberlich renoviert.
Endlich Meer!
Piata Ovidius
Ovid und ich in gleicher Denkerpose
Das Casino
Nach dem Stadtspaziergang ging es dann zurück ins Hostel. Hier hatten sich auf dem Innenhof mittlerweile jede Menge anderer Gäste eingesammelt. Und sofort wurden wir natürlich als Deutsche enttarnt und so kamen die ersten Gespräche mit unseren rumänischen, österreichischen, amerikanischen und deutschen Zimmernachbarn zustande. Wie eng eine einnächtige Zweckgemeinschaft werden kann, stellte sich dann beim gemeinsamen Fußballgucken heraus. Eigentlich total geschafft von dem anstrengenden Tag wollten wir uns selbstverständlich nicht das Spiel unserer Nationalmannschaft gegen die brasilianische Seleção entgehen lassen. Vor dem Spiel nahm der Hostelbesitzer noch Wetteinsätze entgegen, schließlich sind Sportwetten in Rumänien Nationalsport. Dass das Spiel dann mit einem 7:1 für die deutsche Elf ausging war ohne Zweifel für jeden überraschend und da so ein Finaleinzug gebührend gefeiert werden muss, kam mir die Nähe zum Strand recht gelegen für ein nächtliches Freudenbad. Dass dann doch so gut wie alle Hostelgäste sich uns anschlossen war zwar nicht geplant, brachte aber jede Menge Spaß mit sich. Barfuß wie ich war und durch das erfrischende Nass hellwach, war ich dann der Meinung, dass es noch zu früh sei, um sich zurück zum Hostel zu begeben. Einer der Gäste schien denselben Gedanken gehabt zu haben und so machten wir beide uns ohne Schuhe auf durch die Stadt, um sich erstmal schön zu verlaufen. Als dann am Strand schon die Sonne aufging, wurde uns recht schnell klar, dass es langsam Zeit ist sich zurück zum Hostel zu begeben. Gegen sechs Uhr lag ich dann endlich mit schmerzenden Füßen im Bett, um nach nichtmal drei Stunden Schlaf als erste aus meinem Zimmer aufzuwachen und nicht mehr schlafen zu können. Also auf Zehenspitzen raus aus dem Raum und sich in eine der Hängematten hauen. Der Chef des Hostels sowie ein paar Gäste waren bereits wach und da wurde ich dann gleich mal mit den Worten "Your face - you look like shit" begrüßt. Die lange Nacht schien mir also anzusehen gewesen zu sein...
Der Innenhof des Hostels.
 You can feel the light start to tremble
Watching what you know out to see
You can see your life out of the window, tonight
                                                     - OneRepublic - If I Lose Myself
Um das Schwarze Meer noch in seiner kompletten Fülle zu spüren, ging es dann von Konstanza eine Viertelstunde auf mit dem Zug in das Städtchen Eforie Nord. Touristenüberlaufen bot sich hier zwar nicht naturnahe Erholung wie im Donaudelta, doch die Strandnähe des Campingplatzes, der gelbe Sandstrand, subtropische Temperaturen und eine angenehme Wassertemperatur entschädigten das. Also verbrachten wir zwei komplette Tage am Strand, was einen noch immer roten Sonnenbrand mit sich zog.
Die liebe Kathrin steht nicht so auf freundliches Kameraposen nachts am Strand ;)
Stranded in this spooky town
Stoplights are swaying and the phone lines are down
This floor is crackling cold
She took my heart, I think she took my soul
With the moon I run
Far from the carnage of the fiery sun

Driven by the strangled vein
Showing no mercy I do it again
Open up your eye
You keep on crying, baby
I'll bleed you dry
The skies are blinking at me
I see a storm bubbling up from the sea
                                  - Kings of Leon - Closer
Da Konstanza über 600 Kilometer von Cluj entfernt ist und das mit den rumänischen Fernverkehrsmitteln doch eine beachtliche Zeitspanne in Anspruch nimmt, war geplant auf dem Heimweg noch einen nächtlichen Zwischenstopp in Brasov einzulegen und so auch noch die Chance zu haben, dort die wesentlichen Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Dass die Rumänen uns das aber nicht so einfach machen wollten, haben wir schon auf dem Weg von Eforie Nord nach Konstanza bemerkt, als der Zug dann endlich mit einstündiger Verspätung eintrudelte. Somit verpassten wir den geplanten Bus nach Bukarest und mussten uns mit dem nächsten begnügen. Zwar später als geplant, aber dennoch im möglichen Zeitplan wären wir dann in der rumänischen Hauptstadt angekommen. Also die Fahrt noch für ein kleines Nickerchen genutzt. Doch als ich dann aufgrund eines kühlen Luftzuges aufgewacht bin, der sich nur durch offene Bustüren erklären ließ, musste ich feststellen, dass wir uns nicht etwa auf einem Rasthof befanden, sondern auf dem Seitenstreifen. Einige Passagiere standen um den sich seines Hemdes bereits entledigt habenden Busfahrer herum und beäugten das Innenleben des Busses. Als auf der Gegenspur ein weiterer Bus anhielt, begab sich unser gutgebauter Busfahrer einfach mal über die dreispurige Autobahn auf die Gegenrichtung, um sich mit dem anderen Busfahrer zu unterhalten. Rumänien halt. Als dann nach Ewigkeiten die anderen Fahrgäste mit den Worten "Das Problem ist gelöst" wieder in den Bus begaben, fanden wir wieder Hoffnungen irgendwie doch noch den Weg nach Brasov an diesem Tag bewerkstelligt zu bekommen. Doch der Bus fuhr einfach nur im Schneckentempo den Standstreifen entlang, ehe wir endlich von der Autobahn abfuhren und den Bus wechseln durften. Nun war aber alles zu spät und kurzfristig beschlossen wir Brasov auszulassen und mit dem Zug direkt nach Cluj durchzufahren. Todmüde kamen wir dann gegen 4 Uhr nachts zu Hause an, nachdem wir uns früh um acht auf die Reise begeben hatten. Dass ich erstmal so richtig ausschlafen musste, versteht sich wohl von selbst...
I walked across an empty land
I knew the pathway like the back of my hand
I felt the earth beneath my feet
Sat by the river and it made me complete

Oh simple thing where have you gone?
I'm getting old and I need something to rely on
So tell me when you're gonna let me in
I'm getting tired and I need somewhere to begin

I came across a fallen tree
I felt the branches of it looking at me
Is this the place we used to love?
Is this the place that I've been dreaming of?

Oh simple thing where have you gone?
I'm getting old and I need something to rely on
So tell me when you're gonna let me in
I'm getting tired and I need somewhere to begin

And if you have a minute why don't we go
Talk about it somewhere only we know?
This could be the end of everything
So why don't we go
Somewhere only we know?
Somewhere only we know?

                                                   - Keane - Somewhere Only We Know

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen